Darknet und Deep Web - die dunkle Seite des Internets
Wenn in den Medien über Terroranschläge oder Amokläufe berichtet wird, wird oft diskutiert, wo sich die TäterInnen ihre Waffen und Ausrüstung besorgt haben. Schließlich kann man doch Pistolen, Gift, Drogen oder sogar einen Auftragsmörder nicht einfach online bestellen, oder etwa doch?
Neben dem bekannten Internet, das Unterhaltung, Informationen und Kommunikationsmöglichkeiten bietet, gibt es auch die dunkle Seite – das sogenannte Deep Web. Der große Unterschied zum „normalen“ Internet besteht darin, dass man ohne spezieller Software nicht auf diesen Teil des unsichtbaren Netzes zugreifen kann. Der Zugang erfolgt über das TOR-Netzwerk (TOR ist die Abkürzung für „The Onion Router“), das aus vielen einzelnen Computern besteht. Um die Anonymität der NutzerInnen zu wahren, werden Daten im Darknet meistens verschlüsselt übertragen. Mit Hilfe eines Tor-Browsers können Seiten aufgerufen werden, auf die man mit herkömmlichen Browsern (z. B. Microsoft Edge, Mozilla Firefox oder Apple Safari) keinen Zugriff hat. Grundsätzlich wird durch den TOR-Client eine zufällige Verbindung über unterschiedliche Knotenpunkte (= einzelne Rechner) aufgebaut, bis das Ziel erst angesteuert wird.
Das Deep Web ist nicht nur für Kriminelle von Bedeutung...
Ein Merkmal des Deep Webs sind die Hidden Services – das sind Webinhalte, die nicht über gängige Suchmaschinen wie Google auffindbar sind und auf die Adresse „.onion“ enden. Manche dieser Seiten können auch über herkömmliche Browser normal aufgerufen werden, wenn man die Adresse kennt, andere hingegen (vor allem illegale Angebote) benötigen eine spezielle Software, um sie ansehen zu können. Das Deep Web und vor allem die Anonymität, die es bietet, ist nicht nur für Kriminelle von Bedeutung, sondern auch für Journalisten, Aufdecker (Whistleblower) oder durch diktatorische Regierungen unterdrückte Personen. So nutzte beispielsweise auch Edward Snowden das Deep Web, um geheime Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen.
NutzerInnen des Darknets bewegen sich darin, ohne Spuren zu hinterlassen...
Obwohl häufig die Begriffe Darknet und Deep Web als Synonyme verwendet werden, ist es nicht dasselbe. Als Darknet wird nur ein kleiner Teil des Deep Webs bezeichnet. Auf diesen Bereich kann man nur zugreifen, wenn man zusätzlich zum installierten TOR-Browser und der .onion-Adresse über eine Einladung bzw. ein Passwort verfügt. Im Darknet werden vor allem illegale Geschäfte abgewickelt – wie z. B. der Handel mit nicht registrierten Waffen, Drogen, Gift, gefälschten Ausweisen oder gestohlenen Kreditkartendaten. Auch Dienstleistungen wie Auftragsmorde oder Cyberattacken werden angeboten. Natürlich wissen auch Polizei und internationale Organisationen, die Verbrechen bekämpfen, über das Darknet Bescheid. Allerdings können sich die NutzerInnen des Darknets darin bewegen, ohne Spuren zu hinterlassen, was Ermittlungsbehörden ihre Tätigkeit erschwert.
Für das Darknet gibt es eigene Suchmaschinen, die versteckte Services und Webseiten mit der Endung „.onion“ aufspüren. Beispiele für derartige Suchmaschinen sind Grams, ahmia.fi und Torch. Die Nutzung der Suchmaschinen und auch das Surfen im Darknet ist grundsätzlich nicht illegal, doch kann es sehr leicht passieren, dass man durch das Anschauen von Thumbnails (Vorschaubildern) der Suchergebnisse diese im Browser-Cache (und somit auf dem Computer) speichert. Dies kann unter Umständen (z. B. bei Kinderpornografie) zu einem Straftatbestand führen.
Arbeitsanregungen und Quiz
Folgende Arbeitsanregungen für die Sekundarstufe I und II enthalten konkrete Arbeitsaufgaben, wie das Thema im Unterricht angegangen werden könnte:
Hier noch ein paar Fragen im Anschluss für die Überprüfung des Wissens oder auch als Einstieg in die Thematik (Was wissen die SchülerInnen bereits dazu?) "Darknet und Deep Web":
Das "normale Internet kennt man auch unter dem Begriff...
- Darknet
- Invisible Web
- Surface Web
Erläuterung: Jene Webseiten, die mit herkömmlichen Suchmaschinen wie Google gefunden werden können, gehören zum oberflächlichen Internet.
Was findet man im Deep Web?
- nur illegale Inhalte
- vor Suchmaschinen versteckte Inhalte
- kriminelle Angebote
Erläuterung: Das Deep Web kann alle möglichen Daten enthalten, die von Suchmaschinen nicht gefunden werden. Das können kriminelle Inhalte sein, aber auch private Daten oder Daten, die nicht für jedermann zugänglich sein sollen.
Was ist das Darknet?
- ein Peer-to-Peer-Netzwerk
- ein Server, der versteckt steht
- ein bestimmter Browser
Erläuterung: Das Darknet besteht aus einem Netzwerk vieler privater Einzelcomputer, über die Verbindungen vom Suchenden zum Ziel aufgebaut werden.
Onion-Routing ist dafür verantwortlich, dass...
- NutzerInnen anonym surfen können
- Passwörter verschlüsselt werden
- man eine Einladung in illegale Foren erhält
Erläuterung: Im Darknet werden ständig wechselnde Buchstaben-Zahlen-Kombinationen verwendet. Zudem wird sichergestellt, dass abgefragte Inhalte nicht mit NutzerInnen zugeordnet werden können.
Kann jeder in einem Online-Shop im Darknet einkaufen?
- ja, das funktioniert wie in einem normalen Online-Shop
- nein, nur wenn man über genügend Bitcoins verfügt
- meistens nur, wenn man als vertrauenswürdig eingestuft wird
Erläuterung: Häufig müssen Kunden durch die Betreiber des Online-Shops erst freigegeben werden oder sogar einen Mitgliedsbeitrag oder eine Kaution bezahlen.
Gastbeitrag von Dr. Sonja Gabriel, Hochschulprofessorin für Medienpädagogik und Mediendidaktik an der KPH Wien/Krems, arbeitet in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von PädagogInnen sowie in der Forschung rund um digitale Medien zum Lehren und Lernen.
Jeden 1. Mittwoch: Digitalisierung in der Praxis
schule.at und Playmit präsentieren jeden 1. Mittwoch im Monat einen Beitrag zu Praxisbeispielen aus dem Alltag mit Arbeitsanregungen für die Sekundarstufe I und II.
Tipps der schule.at Redaktion
Dr. Martin Feigl: "Drogen aus dem Darknet - welche Strafen drohen?"
Dr. Martin Feigl, Rechtsanwalt und Obmann des Vereins "Take your rights" geht in folgendem Vortrag auf die rechtlichen Konsequenzen von Drogenbestellungen über das Darknet ein. Zudem thematisiert er den rechtlichen Umgang der Betreuungspersonen mit KlientInnen und klärt über die Beschuldigtenrechte auf. Der Vortrag wurde im März 2018 bei der Jugendtagung "Kryptomärkte, Infotainment und Prävention" am FH Campus Linz aufgezeichnet.
Dr. Meropi Tzanetakis: "Das Internet als Marktplatz für psychoaktive Substanzen"
Die Gastwissenschafterin am Institut für Kriminologie und Rechtssoziologie an der Universität Oslo geht in ihrem Vortrag auf die Besonderheiten von Drogenmärkten im Darknet ein und gibt Einblicke in die Kunden- und Händlerschichten auf Kryptomärkten. Zudem behandelt sie die Frage, was junge Menschen motiviert, online Drogen zu erwerben und informiert über Risiken und Chancen, die durch das neue Phänomen der anonymen Markplätze einhergehen. Der Vortrag wurde im März 2018 bei der Jugendtagung "Kryptomärkte, Infotainment und Prävention" am FH Campus in Linz aufgezeichnet.